Landshut, im Juli 2020 – Zum neunten Mal wurde im Jahr 2020 der Wettbewerb „Jugend wirtschaftet!“ der Landshuter Stiftung Finanzbildung in der bayerischen Oberstufe durchgeführt. Trotz widriger Umstände für die diesjährigen Absolventinnen und Absolventen gingen abermals zahlreiche hervorragende Fach- und Seminararbeiten, die die Schwerpunkte Wirtschaft und Finanzen thematisieren ein und konnten durch die hochkarätige Fachjury prämiert werden. Seit Einführung des Wettbewerbs, welcher nächstes Jahr ein Jubiläum feiert, wurden bereits Preisgelder von über 10.000 € ausgezahlt. Bei der Zeugnisübergabe der jeweiligen Preisträger wurden die Auszeichnungen der Stiftung Finanzbildung von den Fachlehrern und Direktoren überreicht. Der Klaus-Hildebrand-Preis ist einem Münchner Unternehmer gewidmet, der sich Zeit seines Lebens für den Austausch von Wirtschaft und Lehre eingesetzt hat. Den 1. Platz belegten punktgleich Chiara Haas, Abiturientin des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg und Marieluise Lampe der Beruflichen Oberschule Regensburg mit Arbeiten von absolutem Aktualitätsbezug. Aufgrund des hohen Niveaus entschied sich die Jury vier gleichermaßen überzeugende Wettbewerbsarbeiten auf dem zweiten Platz finanziell zu honorieren sowie eine weitere Einreichung mit dem dritten Platz auszuzeichnen. Somit wurden 2020 sieben Preisträger mit Preisgeldern bedacht.
Die Stiftung Finanzbildung freut sich, die Preisträger 2020 des Wettbewerbs „Jugend wirtschaftet!“ zum Klaus-Hildebrand-Preis im Folgenden kurz zu präsentieren:
1.Platz: Chiara Haas, Gymnasium bei St. Anna in Augsburg
Thema der Arbeit: „Framing und Visual Content – Das Duell der stärksten Manipulationsmittel im Marketing“

Die Jury: „Ein Marketingthema attraktiv und
gleichsam substanziiert aufbereitet: Chiara Haas diskutiert in ihrer
Arbeit die Methodik der Marketingbranche sowie das Konfliktpotential,
welches entsteht, wenn die Wirkung der Sprache zur Manipulation und
politischen Meinungsbildung genutzt wird. Die große Anzahl praxisnah
gewählter Beispiele schaffen einen Diskussionsanstoßt. Mit klarer
Struktur und Tiefe zeigt Chiara Haas in dieser wissenschaftlichen Arbeit
ihr Verständnis für multidimensionale Zusammenhänge. Die Konzeption und
Auswertung der Umfragedaten ist kein rein reproduktiver Aspekt und
zeichnet ein Meinungsbild, welches von der Preisträgerin umfassend
analysiert wird. “
Aus der Arbeit: „Beim
theoretischen Aufbau des Visual Content ist allgemein zu beachten, dass
das ausgewählte Bild Emotionen beim Betrachter hervorruft. Bilder sind
für das Marketing ein wichtiges Mittel, da diese ohne Reaktionszeit
beim Betrachter Emotionen bewirken und ihn damit an das Produkt binden
können. Visual Content soll eine Geschichte erzählen, um das Produkt
oder die Dienstleistung lebendig zu machen.“
1. Platz: Marieluise Lampe, Berufliche Oberschule Regensburg
Thema der Arbeit: „Welche Ursachen und Auswirkungen hat „Boreout“?“
Die Jury: „Marieluise Lampe widmet sich einem
gesellschaftlichen Tabuthema mit Präzision und präsentiert die
Faktenlage ausführlich. Die Arbeit beleuchtet die wechselseitige
Beziehung von Arbeitsplatz, Führungsstil und Personalmanagement auf die
emotionale und körperliche Gesundheit des Einzelnen und zeichnet eine
vielschichtige Einführung in ein komplexes Themengebiet der Neuzeit.
Aus der Arbeit: „Nichtstun
macht nur dann Spaß, wenn man eigentlich viel zu tun hätte“ (Coward,
2020). Aber wenn Unterforderung und Langeweile den Arbeitsalltag
beherrschen, ohne Aussicht auf eine spannende und anspruchsvolle
Aufgabe, gleicht die vermeintlich beliebte Langeweile eher einer Strafe.
Diese Problematik der Untätigkeit und Passivität in ihrem täglichen
Berufsalltag entkräftet und belastet mehr Arbeitnehmer, als den meisten
Menschen bewusst ist. Denn die daraus resultierende innere Leere des
Nichtstuns im Job kann Berufstätige an einem Boreout erkranken lassen.“
2. Platz: David Garcia Kahmeyer, Berufliche Oberschule Neu-Ulm
Thema der Arbeit: „Kritische Beurteilung der CO2- Bepreisung in Europa“
Die Jury: „David Garcia Kahmeyer zeigt in seiner
Seminararbeit intensives Verständnis für die Funktionsweise des
europäischen Emissionshandelssystems hinsichtlich der Reduktion
klimaschädlicher Treibhausgase und stellt diese Funktionsweise den
gesamteuropäischen Klimazielen 2020 gegenüber. Das Rahmenthema
„Nachhaltiges Wirtschaften“ verdient besonders im Zuge der anhaltenden
„Fridays for Future“- Bewegung größte Beachtung. Anhand eines
Ländervergleichs stellt David Garcia Kahmeyer differenziert die Chancen
und Risiken der Einführung einer CO2-Steuer dar und diskutiert diese als
ein Mittel zur Emissionsreduktion. Klare Argumentationsketten und ein
hohes sprachliches Niveau werden von uns besonders honoriert.“
Aus der Arbeit: „Ein
erster und wichtiger Schritt wäre jedoch, neben dem EU-EHS ein
komplementäres CO2- Bepreisungsinstrument wie eine CO2-Steuer
einzuführen, die (…) auf europäischer Ebene eine geeignete Ergänzung
wäre, um in den Nicht-EHS-Sektoren notwendige Emissionsminderungen zu
erzielen. Das bestmögliche Ergebnis kann jedoch nur durch eine
europaweit geltende und damit für alle Mitgliedsstaaten verbindliche
CO2-Steuer erzielt werden, deren Mindesthöhe auf europäischer Ebene
festgelegt und für einen jeden Mitgliedsstaat sektorenübergreifend
verbindlich ist.“
2. Platz: Anna-Maria Heimerl, Staatliche Fachoberschule Regen
Thema der Arbeit: „Zukunftsträchtiger Branchenmix als Chance für das Fachkräftepotenzial“

Die Jury: „Unter dem Überbegriff „ABERLAND REGio –
quo vadis?“ erläutert Anna-Maria Heimerl die Herausforderungen und
Zukunftschancen des niederbayerischen Landkreises Regen. Dazu stellt sie
sowohl quantitativ als auch qualitativ die Vielfalt, Vorzüge aber auch
Wachstumspotentiale der Region dar. Die Seminararbeit zeugt von hohem
Mehrwert, da sie einen detaillierten Gesamteindruck zur idealen
Branchenstruktur einer Region vermittelt. Exemplarische Maßnahmen zur
Steigerung der Attraktivität des Landkreises runden die Arbeit gelungen
ab.“
Aus der Arbeit: „Der Bereich der
Wirtschaftsförderung beschäftigt sich mit Fördermittelberatung, mit
der Bestandsbetreuung der Unternehmen im Landkreis und bietet
Unterstützung bei der Fachkräfteanwerbung. Außerdem liegen die
Existenzgründungsberatung sowie bestimmte Projekte im Aufgabenbereich
der Wirtschaftsförderung. Das Regionalmanagement befasst sich mit der
Verbesserung des Images, mit der Etablierung innovativer Technologien in
den Firmen und setzt sich für die Stärkung des Ehrenamts ein.“
2. Platz: Justin Wagner, Ortenburg-Gymnasium Oberviechtach
Thema der Arbeit: „Kommerzialisierung im Sport – eine ethisch-moralische Annäherung“

Die Jury: „Ein wirtschaftsethisches Thema attraktiv
und gleichsam substanziiert aufbereitet: Justin Wagner beschreibt in
seiner Arbeit zutreffend das Spannungsfeld zwischen dem „System Fußball“
und der Bedeutung des Sports vor dem Hintergrund der
Professionalisierung, Globalisierung und Kommerzialisierung für einen
großen Teil der Gesellschaft. Anhand konkreter Beispiele betrachtet er
aus einer ethisch-moralischen Perspektive eindrucksvoll die
Auswirkungen, welche eine stark monetarisierte (Fußball-)Welt auf die
Einhaltung moralischer Grundsätze haben kann. “
Aus der Arbeit: „Die
Kommerzialisierung des Fußballs hat in den letzten Jahrzehnten
Dimensionen erreicht, dass es fraglich ist, welche Grenzen der
Kommerzialisierung gesetzt sind und wie weit diese gehen darf.
Sportliches und sportbezogenes Handeln wird zunehmend von außen gelenkt,
wodurch die Einhaltung von Regularien und das Fair Play auf der Strecke
bleiben. Verbindliche und einheitliche Standards, unter Einbeziehung
ethischer Grundsätze, sind daher für einen sportlichen und fairen
Wettkampf unumgänglich, jedoch allein nicht ausreichend. Denn nur durch
ein Regelwerk lassen sich Risiken nicht minimieren und Verstöße nicht
ausschließen.“
2. Platz: Theresa Winner, Theresien-Gymnasium Ansbach
Thema der Arbeit: „Marketing 4.0 Customer Journey und Customer Experience“

Die Jury: „Die Strategien und Anforderungen beim
Kontakt des Unternehmens mit dem potenziellen Kunden, auch „Touchpoint
Management“, werden von Theresa Winner detailliert erörtert. Sie
hinterfragt kritisch die Ansätze zur emotionalen Interaktion mit dem
Kunden als Marketingstrategie und nimmt gesondert Bezug auf eine
Veränderung der Kundenerfahrung durch die digitale Entwicklung. Dies
verdient Anerkennung. “
Aus der Arbeit: „Mit
der Digitalisierung ist eine Verschmelzung von Online und Offline jedoch
auch nicht auszuschließen. Schon heute zeigt eine Studie, dass 80% der
14- bis 27- Jährigen und 78% der Menschen über 5o Jahre ein Angebot
der Produkte sowohl online, als auch offline von den Unternehmen
erwarten. E-Commerce mit dem Ziel einer erfolgreichen Customer Journey,
Touchpoint Management und Customer Experience bleibt eine Nachahmung des
klassischen Shoppings. „Am Ende zählt der direkte Kontakt zum Kunden“
(Goebel, 2019).“
3. Platz: Antonia Wißmüller, Berufliches Oberschule Weissenburg i. Bay.
Thema der Arbeit: „Kinder, Küche, Karriere – Frauen auf dem Arbeitsmarkt“
Die Jury: „Die unbezahlte Arbeit ist eine Säule des
gesellschaftlichen und sozialen Lebens und wird zu großen Teilen von
Frauen geleistet. Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere
thematisiert Antonia Wißmüller auf anschauliche Art und Weise und klärt
soziale und ökonomische Problemfragen souverän. Die Arbeit überzeugt
durch fundierte Daten, die die Grundlage für ihre Argumentation bilden
und findet in einem überzeugenden Fazit ihren Höhepunkt.“
Aus der Arbeit: „Der
Gender Pay Gap ist mit 21 % in Deutschland im Vergleich mit anderen
Ländern in Europa erstaunlich hoch. (…) Die Offenlegung der Löhne in
Betrieben wäre eine Möglichkeit der Entgeltlücke entgegenzuwirken, da
Frauen bei der Gehaltsverhandlung eine Möglichkeit haben, auf das
Gehalt ihrer männlichen Kollegen zu verweisen.“
Allen Wettbewerbsteilnehmern, insbesondere aber den sieben Preisträgern, darf die Jury, die aus Hochschulpräsident a.D. Prof. Dr. Erwin Blum, Unternehmerin Karin Hildebrand, Versicherungsvorstand Dr. Stefan Kunowski, Biga-Data-Experte Matthias Mauer, Young Professional Fabian Langaard, Landtagsabgeordnetem Helmut Radlmeier, FNG-Vorstand Volker Weber, Verleger Dr. Frank-B. Werner sowie Stiftungsgeschäftsführer Edmund Pelikan besteht, ihre Anerkennung für die eingereichten Arbeiten aussprechen.
Vor allem zeigen diese Teilnehmer, dass Finanzbildung unabhängig von Geschlechterklischees abläuft. Die Frauenquote unter den Wettbewerbsteilnehmern beträgt deutlich über 50 Prozent. Und den ersten Platz teilen sich jeweils zwei Teilnehmerinnen. Hinzu kommt, dass alle Schulformen, Gymnasium, Fachoberschule und Berufsoberschule jeweils unter den Gewinnern vertreten sind.
Die Freude über die zahlreichen Wettbewerbsteilnehmer und die prämierten hervorragenden Arbeiten im Wettbewerb „Jugend wirtschaftet!“ verbindet auch dieses Jahr wieder die Stiftung Finanzbildung mit dem Appell, die Bedeutung von Wirtschaft als Schulfach zu unterstreichen, mehr praxisnahen Wirtschaftsunterricht in allen Schulformen und Jahrgangsstufen anzubieten, wie auch wirklichkeitsgetreuere Studieninhalte zu vermitteln. Hier ist die Stiftung Finanzbildung auch dem bundesweiten Bündnis Ökonomischer Bildung beigetreten. Die Stiftung Finanzbildung will ihren Teil dazu beitragen und mit dem geplanten „Deutschen Finanzbildungsforum“ als Präsenzveranstaltung sowie unter finanzbildungsforum.digital eine Plattform zu schaffen.
Quelle: Stiftung Finanzbildung (Pressemitteilung 07/2020)