Im August 2015 übernahm der Münchner Spezialist für fondsgebundene Lebensversicherungen, die FWU AG von der Heidelberger Leben, die österreichische Skandia. Seitdem ist einiges zur Repositionierung passiert. Am Freitag fand nun das Rebranding des FWU-Konzerns in Wien unter großer Beteiligung von Partnern, Vertrieben und Medien statt. In diesem Zuge wurde auch die österreichische Tochter der FWU AG, die Skandia Österreich, in FWU Life Austria umbenannt.
Unsere Redaktion hatte die Gelegenheit, mit dem FWU-Vorstandsvorsitzenden Dr. Manfred Dirrheimer, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Skandia Österreich ist und dem Finanzvorstand der Gruppe, Dr. Stefan Kunowski, zu sprechen. Das Interview führte Edmund Pelikan.
Herr Dr. Dirrheimer, was sind die Gründe für das Rebranding der Skandia Österreich?
Dr. Manfred Dirrheimer: Zum einen sind wir als FWU AG nicht nur über Distributoren organisch gewachsen, sondern es hat sich auch die Gelegenheit geboten – nicht zuletzt wegen der Herausforderungen anderer Lebensversicherer – durch Übernahmen zu wachsen. Dies sehen wir insbesondere als Chance, da wir meinen, unsere Hausaufgaben ordentlich gemacht zu haben.
Die Frage nach einem Rebranding bei der Skandia Österreich stellte sich, da in Europa drei weitere Konzerne die Markenrechte an Skandia besitzen. Daraus ergibt sich automatisch der Handlungsbedarf. Zum anderen war es bisher FWU Tradition, viel stärker die Marke des Distributors in den Vordergrund zu stellen.
Wir sehen aber, dass heute im üblichen Verkaufsprozess die Marken wesentlich stärker im Mittelpunkt stehen. Zwar ist das Produkt für den aufgeklärten Kunden entscheidend. Während des Verkaufsprozesses aber wird er sich über digitale Quellen sehr wohl und intensiv über den Produktanbieter informieren. Somit wächst in der Lebensversicherungswelt die Notwendigkeit zur Markenbildung beziehungsweise zur Markeninformation. Dies hat uns dazu bewegt, ein weltweites Rebranding für unsere gesamte Unternehmensgruppe durchzuführen und anlässlich des Markteintritts der FWU Life Austria in Österreich hier in Wien vorzustellen.
Der Lebensversicherungsmarkt per se ist ja kein Selbstläufer. Nicht wenige Lebensversicherungen klagen über Absatzprobleme. Was macht die FWU Life Austria beziehungsweise die FWU-Gruppe anders, dass Sie positiv in die Zukunft blicken?
Dr. Manfred Dirrheimer: Absolut richtig ist, dass der Markt sich geändert hat und es einen neuen Markt gibt. Aber, und das betone ich hier ausdrücklich, es ist immer noch ein Markt für gute Lebensversicherungen da.
Das ist genauso wie im Fitnessstudio: Der eine hat genügend Muskeln, um die Gewichte konkret zu bewegen und um weitere Muskeln aufzubauen. Der andere sieht sich die Gewichte an und träumt davon, sie bewegen zu können. Die Muskeln sind im Lebensversicherungsmarkt die Kontrolle und die Gestaltung von Prozessen. Die FWU-Gruppe hat von Beginn an auf Lebensversicherungen gesetzt, die keine Garantienotwendigkeiten haben, die dem Versicherungsanbieter eine interne finanzielle Flexibilität geben. Deshalb ist die FWU-Gruppe inklusiv der österreichischen, nun übernommenen Skandia vom Portfolio her sehr gut aufgestellt. Unser Vorteil ist auch, dass wir erst 1990 in den Markt eingetreten sind und IT-mäßig hervorragend aufgestellt sind. Neben dem Pflichtprogramm der Verwaltung von Lebensversicherungsverträgen haben wir auch früh die Bedeutung des Frontend erkannt. Marktbeobachter bezeichnen uns nicht selten als Systemhaus mit Lebensversicherungsanbindung. So unrecht haben diese nicht. Unser absoluter Vorteil ist unsere Fokussierung. Wir gestalten nur eine Produktlinie – und in diesem Segment sind wir herausragend – das sind investmentbezogene Lebensversicherungen.
Wir stellen im Markt eine zunehmend divergierende Interessenlage zwischen dem Produzenten, dem Distributor und dem Endkunden fest. Die Lebensversicherungen scheuen immer mehr das Thema Garantien, bei den Kunden ist es genau umgekehrt, denn der Kunde stellt fest, dass Risiken im Markt zunehmen – und das nicht nur bei Aktien, selbst bei Anleihen sind die Schwankungsbreiten deutlich gestiegen. Die Distributoren wiederum suchen Produkte mit einer hohen Identifikationskraft für die Kunden. Und somit wird die Beziehung zwischen Lebensversicherungsproduzent und Kunde zunehmend wichtiger unter starker Einbindung des Vertriebes.
Unter diesen Prämissen stellt sich natürlich die Frage, wie die Produktphilosophie der FWU AG hiervon beeinflusst wird?
Dr. Manfred Dirrheimer: Die Produktphilosophie hat sich auch bei uns in den letzten eineinhalb Jahren deutlich geändert. Wir haben viel darüber nachgedacht, bis wir die richtige Mischung gefunden haben. Der Spagat liegt einerseits in der technischen Verwaltung und andererseits in der Verkaufsreife eines Lebensversicherungsproduktes. Gelöst haben wir uns von der reinen Renditeausrichtung, da wir heute eine Rendite von sieben Prozent mit einer Volatilität von etwa 17 Prozent einkaufen müssten.
Viele Anleger, die noch vor zehn Jahren eine fondsgebundene Lebensversicherung gezeichnet haben, sind heute mit ihren Investments bedingt durch die gestiegenen Volatilitäten in allen Märkten und Anlageklassen in einer ganz anderen Risikoklasse. Wir sind nun der Überzeugung, dass das dem Kunden nicht zugemutet werden kann. Unser Vorteil ist die detaillierte technische Kontrolle der Risikostruktur der Anlagen. Dazu hinterlegen wir unser Investmentmanagement mit einem wissenschaftsbasierten, technisch umfangreichen Risiko-Performance-Controlling. Dieses System arbeitet so gut, dass wir in den Versicherungsbedingungen die Risikostruktur als eigenständiges Leistungsmerkmal anbieten können. Dies wird ergänzt um ein technikgestütztes Beratungssystem, bei dem vorab die Risikobereitschaft des Kunden ermittelt wird. Und nur wenn hier eine Übereinstimmung besteht, kann überhaupt – technisch kontrolliert – ein Vertrag abgeschlossen werden. Damit schützen wir auch den Vertrieb vor Falschberatung.
Die zweite Komponente unseres Asset Managements ist, dass wir Opportunitäten global auslegen, d.h. Risiken weltweit streuen. Natürlich findet dieser Prozess immer in enger Abstimmung mit den Vorgaben der anspruchsvollen nationalen Regulierungsbehörden statt.
Die Skandia Österreich war bisher laut dem österreichischen Versicherungsverband mit etwa zwei Prozent Marktanteil auf Platz 14 im mittleren Bereich der Versicherungslandschaft in Österreich. Wie lautet das ausgegebene Ziel für die nächsten Jahre nach dem Wiedereinstieg unter dem neuen Label FWU Life Austria?
Dr. Manfred Dirrheimer: Wir geben für die FWU Life Austria keine quantitativen Ziele aus, sondern es ist uns wichtig, qualitative Ziele zu erreichen. Einige Studien belegen, dass der österreichische Markt sehr anspruchsvoll ist. Wenn ich die Angebotsseite betrachte, denken wir uns, dass durchaus Platz ist für ein investmentbasiertes Angebot wie dem unseren. Und das wollen wir jetzt in diesem Markt austesten. Entscheidend wird sicherlich die Qualität des Investmentansatzes sein.
Nach dem ausführlichen Gespräch über den Retailmarkt der Lebensversicherungen lassen Sie uns einen kurzen Blick auf das institutionelle Geschäft werfen. Gibt es weitere Bestrebungen Lebensversicherungsportfolios beziehungsweise andere Versicherungen in Europa zu übernehmen und zu kaufen?
Dr. Manfred Dirrheimer: Wir waren ja trotz des Umgestaltungsprozesses hier in Österreich nicht untätig und haben im September 2016 bereits die nächste Lebensversicherung in Liechtenstein – die Fortuna – gekauft, diese Transaktion bedarf noch der Genehmigung der FMA, sollte jedoch dieses Jahr abgeschlossen werden. Mit dieser Einheit werden wir den Zugang zum Schweizer Versicherungsmarkt bekommen, den wir bisher noch nicht hatten. Wir schauen bei Zukäufen immer darauf, dass das Unternehmen oder das Portfolio zu uns passt oder wie das Unternehmen aufgestellt ist in der Administration, insbesondere ob sich mit unserem Know-how Verbesserungspotenzial kurzfristig einstellen kann. So sind wir auch weiterhin auf der Suche nach interessanten Zukäufen. Die Größenordnung hierbei sind Kaufpreise zwischen 50 und 140 Millionen Euro. Das ist unsere Kragenweite, die wir uns genauer anschauen, auch außerhalb Europas. Ganz entscheidend bei Übernahmekandidaten ist und bleibt die Produktstruktur. Die FWU AG ist risikoarm aufgestellt, und dies soll nach potentiellen Zukäufen auch so bleiben. Getreu dem neuen FWU Logo: Forward U.
Herr Dr. Dirrheimer, ich bedanke mich für das Interview und diese Einblicke.